Sonntag, 8. September 2013

Glauben, Wissen, Hoffen, ... - Teil 2: Heizung

Im zweiten Teil der Serie "Sakralbauten der jüngeren Baugeschichte", heute das Kapitel "Heizungstechnik"...

Einer der Hauptmotivatoren für den Bau eines Hauses war und ist die Entwicklung in der "Energietechnik" rund ums Haus in den letzten 10-15 Jahren. Energiesparen und -vermeiden wird, so denke ich in den nächsten Jahren noch mehr an Bedeutung bekommen als es das heute schon tut.
Im Bekannten- und Familienkreis sind mir dabei schon so einige Konzepte untergekommen, aber so richtig einfach wird es einem ja nicht gemacht.

Rund um das Thema Heizungstechnik kann man unendlich viel googeln, lesen und auch in den diversen Bautagebüchern wird sehr viel darüber geschrieben, was nicht verwunderlich ist, denn die Kosten für die Heizung bzw. die gesamte Heiz- und Kühltechnik ist ja heutzutage einer der größten Kostenpositionen bei Hausbau.

An diese Stelle vielleicht einfach mal ein paar Links mit meinen Kommentar dazu zum Einstieg:
- Spannend, nicht immer ganz leicht nachvollziehbar, aber lesenswert ist zunächst mal der Versuch eines ökonomischen Vergleichs der verschiedenen Heizungsvarianten:
http://www.heizungsvergleich.de/. Schwierig daran finde ich vorallem, dass man die Annahmen teilweise m.E. anpassen müsste, aber ein paar Tendenzen lassen sich schon ablesen

- Wenn es um konkrete Produkte, am besten noch Einstellungen etc. geht, finde ich das Forum von http://www.haustechnikdialog.de/ wirklich lesenswert, allerdings ist man als Laie m.E. schnell überfordert

- Auch bei http://www.hausbau-forum.de/ kann man mal vorbeischauen, hier werden auch diverse Vor- und Nachteile, Konfigurationen und Optionen diskutiert. Hier sind insb. die User "epi" und "€uro" ganz witzig zu lesen, die Jungs scheinen schon zu wissen wovon Sie sprechen, aber das geht manchmal echt hoch her ;-)

- Allgemein scheint mir auch folgendes Forum rund ums Häulebauen ein guter Tipp zu sein:
http://www.bauexpertenforum.de/

- Für alle Wärmepumpen unbedingt einen Blick in die Ergebnisse des NTB Buchs werfen, hier kann man bzgl. Lautstärke und Effizienz schon einiges lesen, soweit ich das gefunden habe einer der wenigen flächendeckenden Tests von Wärmepumpen: http://institute.ntb.ch/ies/kompetenzen/waermepumpen-testzentrum-wpz.html



Luft-Wärmepumpe (LWP)
Eine LWP kam für mich ehrlich gesagt nie wirklich in Betracht. Zum einen haben die einen deutlich schlechteren COP (coefficient of peformance, Leistungszahl für WP), zum anderen hat mich eine etwas ältere Version bei einem Bekannten nicht wirklich begeistert: Da hat sich sogar wohl der Nachbar über den "Lärm" beschwert und wenns richtig kalt wird, springt der e-Heizstab an und dann wird es teuer. Ja gut, die Profis werden jetzt sagen: Das war a) bestimmt ein älteres Gerät und b) so oft kommt das auch nicht vor. Mag alles sein, aber mein Vertrauen in die Lösung hat es nicht geweckt.

Sole-(Wasser)-Wärmepumpe (SWP)
Ganz lange Zeit war die SWP mein absoluter Favorit. Der Gedanke ist recht einfach: Umgekehrtes Kühlschrankprinzip unter Ausnutzung der Tatsache, dass im Erdreich relativ konstante Temperaturen vorherrschen (Ehe ich das jetzt groß erkläre, bitte hier nachlesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Wärmepumpe). Da die Temperatur in der Erde ja auf absehbare Zeit erstmal hoch bleiben wird (wenn nicht haben wir ganz andere Probleme), dachte ich immer, wow, das ist ja die perfekte Energiequelle. Wäre es auch, wenn da nicht die Abhängigkeit vom Strom wäre: Da es nunmal umgekehrtes Kühlschrankprinzip ist, braucht man auf jeden Fall einen Motor/Pumpe der den Kreislauf antreibt und der braucht nunmal Strom. Das macht dann eine SWP wenigstens so Effizient, dass man auf einem COP > 4 kommt (d.h. für 1 kwh Strom bekommt man > 4 kwh Wärmeenergie wieder raus), aber Strom braucht man halt immer noch.
Richtig gut wäre die Lösung dann, wenn man eine SWP direkt mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach kombinieren würde. Diese Anlagen sind aber m.E. noch länger nicht richtig ausgereift und das Problem der Stromspeicherung ist aus meiner Sicht nach wie vor absolut unzureichend gelöst.
Abgesehen von diesen allgemeinen Herausforderungen hat die SWP einen entscheidenden Nachteil: Die notwendigen Tiefenbohrungen (oder auch die Erwatec-Spinnenbohrungen über WBI) sind einfach ein heftiger Zusatzposten an Kosten. Bei unseren 4 Anbietern hat keiner eine SWP mit Bohrung unter 17.500 EUR angeboten (jeweils als Aufpreis zur Gasbrennwerttherme mit Solarunterstützung), nach oben waren nochmal locker 5 TEUR mehr drin. Das ist erstmal eine Hausnummer...
Fazit: Tolles Konzept, wenn wir unseren eigenen Strom produzieren und speichern können reden wir wieder, dann gibt es die Bohrungen bestimmt auch billiger. 

Gas-Brennwerttherme mit Solarthermie (GBT mit ST)
Eine der bewährtesten Techniken in der Heizungswelt ist wohl die Gasbrennwerttherme. Bevor jetzt hier ein Aufschrei losgeht. Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass die Abhängigkeit von Gas nun absolut nicht der ganz große Brüller ist, und ein Gasanschluß auch 2-3 TEUR kosten kann, aber: von da ist es halt noch eine ganze Strecke zu den Kosten für eine Wärmepumpe und in den laufenden Kosten ist eine GBT in einem KfW-70 Haus nunmal auch nicht schlecht. Heißt: Mal halbwegs realistisch gedacht wird man auch mit einer SWP Stromkosten von 500-600 EUR im Jahr haben. In einem gut gedämmten Haus werden die Gaskosten aber auch nicht höher als 800-900 EUR (sehr konservativ) im Jahr sein, bedeutet ein Delta von 300 - 400 EUR pro Jahr. Ehe ich da einen Kostenblock von 15.000 EUR rausgeheizt habe ist noch ganz viel Wasser die Elbe runtergeflossen...

Daher ist nun meine Überlegung: Wir werden jetzt mal mit GBT unterstützt von einer ST Anlage starten und in 15-20 Jahren (so lange hält das Ding dann hoffentlich) gucken wir nochmal wie die Lage aussieht und wenn dann wirklich alle Gasvorräte abgefackelt sind, können wir immer noch ein Loch bohren lassen (oder die haben endlich die Fusion stabiliert, oder DeserTec läuft oder was auch immer).


Kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung (KWL mit WRG)
Verschiedene Gespräche in den letzten Monaten mit allen möglichen Leuten haben doch immer wieder das Thema KWL mit auf den Plan gezogen: Herr Igwerks von ESH hat sie in seinem ersten Gespräch schon empfohlen, unser Berater von BSB hat sie empfohlen, ein Bekannter hat sie verbaut, die KWL mit WRG. Zu diesem Thema ist auch von unserem neuen Nachbarn der Begriff des "Sakralbaus" geprägt worden (fand ich zu schön R. ;-) ).
Ich geben zu, dass ich gaaaanz lange Zeit überhaupt kein Fan von KWL war. Ich glaube meine diversen Jahre als Berater im Hotel haben mich da etwas verstört hinterlassen, ich höre manchmal noch heute nachts die Klimaanlage rauschen ;-).
Wie dem auch sei... ich habe mich irgendwann einmal mit dem Bruder eines Freundes zusammengesetzt, der Architekt, Energieberater und Qualitätssicherer ist, Dirk Hansen (Wer noch auf der Suche nach einem der vorgenannten ist: http://architekt-hansen.de/, insb. rund um das Thema "Passivhaus" und energetisch optimiert bauen)  und mit ihm habe ich alle die o.g. und im Post zu Wandaufbauten gewälzten Fragestellungen mal durchdiskutiert, sehr erhellend und das hilft dann auch mit diversen Vorurteilen die dann gerne mal in den diversen Foren als (Halb-)Wahrheiten diskutiert werden aufzuräumen. Ende vom Lied war auf jeden Fall, dass ich dann doch davon überzeugt wurde eine KWL mit WRG zu installieren. Auch diese kostet natürlich nochmal eine Stange Geld (ca. 10-15 TEUR wenn man nicht z.B. die Schläuche selber verlegt), aber insb. das Argument, dass das Wohnklima wohl wirklich nachhaltig verbessert wird und bei einem so dichten Haus mit KfW-70 Dämmung und WDVS die Feuchtigkeit damit doch wesentlich besser in den Griff zu bekommen ist, haben mich doch überzeugt. Auch Herr Igwerks von ESH hat uns dann noch bestätigen können, dass wir Lösungen dafür meine Sorgenkinder Dunstabzugshaube (hätte ich gerne mit Außenluftanschluss) und natürlich unseren Kamin (Unterdrucksicherheitsabschalter/-unterbrecher) haben.

Heizkörper / Fußbodenheizung (FBH)
Abschließend sei noch gesagt, dass wir das Haus insgesamt mit einer Fußbodenheizung ausstatten (35°C Vorlauftemperatur, 28°C Rücklauftemperatur). Wenn man jetzt zu FBH, Einzelraumregelung (ERR), die dazu passenden Ventile und auch noch Stellmotoren in die Tiefen der o.g. Foren abtaucht wird es dann sehr technisch. Wenn es dann ans Eingemachte geht mit "Spreizung", "Hydraulikabgleich", Heizkurve und Pro- und Contra von Puffern bei FBH und SWP... bin ich ehrlich gesagt ausgestiegen und glaube nicht, dass ich nochmal einsteigen werde, sondern werde mich ganz "naiv" auf die Beratung vom Heizungsinstallateur bzw. ESH verlassen. 


Fazit: Am Ende vom Tag werden wir nun mit einer Gasbrennwerttherme (Fa. Vaillant, ecoTec Plus) mit Solarthermieunterstützung und einer Heinemann Vallox KWL 90 SE ins Feld gehen.

3 Kommentare :

  1. Habe für mich entschlossen, auch noch auf eine GBT mit Solarunterstützung zu bauen. Was mich noch etwas stutzen lässt, was die KWL betrifft, ist die Geräuschbelastung. Kannst ja mal bei Zeiten berichten, wie das so ist bei Euch, wenn die KWL steht.

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  2. Nach langer Abwesenheit habe ich doch mal wieder diese Baublogseite aufgerufen. Ich möchte noch zwei Anmerkungen zur LWP und KLW geben, die wir beide in unserem Haus realisiert haben:
    LWP: ja, der Nachbar hatte Angst vor dem großen Lüfter und hat zuvor Bedenken angemeldet, was den angeblichen Lautstärkepegel bei Volllast angeht. Dazu muss allerdings eine Außentemperatur von -20°C über mindestens 3 Tage vorherrschen. Wie dem auch sei...wir sind voll zufrieden mit unserer Daikin Altherma. Diese ist seit Ende 2009 im Einsatz und bisher keine Probleme. Heizkosten inkl. WW bei 2 Erwachsenen auf 160qm beliefen sich für 2010 und 2011 auf unter 500 Euro pro Jahr. Ich persönlich würde es wieder so machen und nicht auf den fossilen Klassiker Gas setzen.
    KWL: eine tolle Sache, insbesondere dann, wenn die KWL sorgfältig eingestellt worden ist. In jüngster Zeit nerven uns allerdings die Nachbarn in der Umgebung, die meinen, sie müssten nicht trocken gelagertes Brennholz in ihre Kamine werfen. Die KWL saugt die Außenluft an und ohne entsprechende Vorfilter duftet der eigene Wohnraum nach Rauch. Das nervt ziemlich. Somit, falls eine KWL geplant ist, bitte entsprechende Aktivkohlefilter nutzen. By the way...KWL können auch für die Küche bzw. Dunstabzugshaube geplant werden, um die Küche direkt mit in das Abluftsystem einzubinden. Liebe Grüße aus OWL! Torger

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  3. Was in noch vergessen habe: an @einmachglas: unser haus besteht aus einer holzständerbauweise (also nicht stein auf stein). unsere KWL hat zu beginn unsere hauskonstruktion als resonanzkörper (ähnlich einer gitarre) genutzt. nachdem ich noch einen schalldämpfer auf die zuluft der kwl installiert hatte, war herrliche ruhe (auch bei volllast der KWL. somit alles eine sache der planung. ich kann eine KWL bedenkenfrei empfehlen...gruß torger

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